STEIN

"Was macht einen Menschen aus? Welche Facetten von sich erkennt er? Was für ein Bild trägt er nach Aussen? Wie passt das alles zusammen? Ein gegenseitiges erkennen tauscht sich über Lebenslagen, Vorlieben und Eigenheiten aus und sucht nach Orten und Situationen, die das repräsentieren.

So entsteht eine sorgfältig geplante, fotografische Bühne für den Auftritt von Charaktereigenschaften, die nach der Abbildung vom Künstler verdichtet, überlagert, neu montiert oder collagiert und zu Serien zusammengestellt werden. Die Portraits sind das Ergebnis einer „Resonanzachse" (Hartmut Rosa) zwischen Fotograf und Portraitierten. Sie sind, wie Brechts „Herr Keuner" sagen würde, der „Entwurf" von einem Menschen.

Ein „Entwurf", der nicht vorgibt, einfach abzubilden was er sieht, sondern durch ein ausgeklügeltes Konzept, die Mischung aus Fremd-und Eigenbild vielschichtiger und interessanter ist als die ‚profane' Wirklichkeit, wo wir nur Splitter von uns wahrnehmen.

Erst auf der künstlerischen Bühne der Fotografie wird deutlich, was ein bestimmter Mensch gleichzeitig alles sein kann, ohne sich zu einem eindeutigen Ganzen zu fügen und welches Potential wir als „Möglichkeitsmenschen" (Robert Musil) in uns tragen".

Martin Sturm
ehem. Direktor OK Centrum für Gegenwartskunst 0Ö