Was kann die Fotografie, was Worte nicht vermögen? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk von Franz Witzmann. In seinen Arbeiten wird die Kamera zum Medium der Erkenntnis, zur Schnittstelle zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem.
Seine fotografischen Werke kreisen um das Konzept der „Multiplen Persönlichkeit“ – die Idee, dass Identität nicht eindimensional ist, sondern aus vielfältigen Facetten besteht, die je nach Situation unterschiedlich hervortreten. Witzmanns Bilder erforschen genau diese Facetten. Sie gehen über die klassische Portraitfotografie hinaus und schaffen Psychogramme, in denen sich Schichten des Selbst offenbaren, die im Alltäglichen oft verborgen bleiben.
Seine Kunst ist geprägt von einer tiefen Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Zeitlichkeit und Identität. Jedes Bild ist komponiert, jedes Detail bewusst gesetzt – und dennoch bleibt Raum für das Spontane, das Zufällige, das Uneindeutige. Unschärfen und Mehrdeutigkeiten werden bewusst als Stilmittel eingesetzt, um den Moment in seiner ganzen Komplexität festzuhalten.
Mit einem Hintergrund in Psychologie und langjähriger Erfahrung als Wirtschafts- und Gesundheitspsychologe nutzt Witzmann seine Expertise, um durch Fotografie in tiefere Bewusstseinsschichten vorzudringen. Sein Blick auf die Welt ist analytisch, aber nicht distanziert. Er beobachtet, interpretiert und schafft dabei Bildwelten, die auf mehreren Ebenen wirken.
Seine Ausstellungstrilogie behind the eyes (2023–2024) verdeutlicht diesen Ansatz: Die Kamera fungiert als Brücke zwischen innerem Erleben und äußerer Darstellung, zwischen Subjektivität und Abbild. In dieser Serie entstehen Bilder, die nicht nur einen Menschen zeigen, sondern seine Vielschichtigkeit spürbar machen.
Witzmanns Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, darunter im Künstlerhaus Bethanien in Berlin, an der Kunstuniversität Linz oder in der Energie AG. Seine fotografischen Erkundungen setzen sich auch in Publikationen wie der Werkschau digitale Fotografie (2024) fort. Neben der Kunst ist er als Berater in Wirtschaft, Kultur und Politik tätig, wo er seine Expertise in strategischer Entwicklung und psychologischer Analyse einbringt.
Franz Witzmanns Fotografie fordert den Blick heraus. Sie zeigt nicht nur das Oberflächliche, sondern auch das Verborgene, das sich in Momentaufnahmen manifestiert und zugleich entzieht. Sie ist eine Reise in die Gleichzeitigkeit der Wahrnehmung, eine Suche nach den unsichtbaren Schichten der Realität – und letztlich ein künstlerisches Experiment, das unsere Art zu sehen in Frage stellt.